„Die Armee der Altbekannten, die Feuer legten und verbrannten.“ Kettcar – Szene 2: Die letzte Schlacht
1940 erschien in den Kinos des Nazideutschlands ein Hetzfilm namens „Der ewige Jude“, 2008 erscheint weltweit ein Hetzfilm namens „Fitna“.
Vor ein paar Tagen hatte ich eine Diskussion über die geschichtliche Zirkularität, dass sich der Mensch nicht weiterentwickelt, sondern immer wieder zu einem Punkt der Geschichte zurückkehrt. So etwas hatte Emanuel Kant bei Moses Mendelssohn kritisiert und auch ich habe diesen Kreislauf auch stark kritisiert, weil ich eher der Auffassung bin, dass Menschen besonders bei einem Rückschritt versuchen zwei Schritte vorzugehen. So folgten besonders nach Kriegen immer wieder Diskussionen über die Garantie eines Frieden, wie man es auch bei der Europäischen Union sieht. Ein weiteres Beispiel wäre die (vertragliche) Verwirklichung der „Charta der Menschenrechte“ nach dem Ende des II. Weltkrieges. Diese beiden Beispiele würden mich in meiner Argumentation stützen. Umso mehr ärgert es mich, dass ich mir gestern den Film von Geert Wilders angeschaut habe, der mich widerlegen könnte.
Denn sein Film sein Film Fitna, ins deutsche übersetzt lautet dies „Zwietracht“, ein Wort was der Regisseur dem Koran entnommen hat. Wilders fabrizierte eine abscheuliche 15-minütige Videomontage, welche mit einer der Mohammed-Karikaturen aus Dänemark anfängt, um dann Bilder vom 11. September 2001 einzublenden. Im folgenden kommen mehrere islamische Hassprediger zu Wort, die Israel und die Juden vernichten wollen und den Koran überall haben wollen, dann geht es ins Extreme, dass Moslems sozusagen die Niederlande überschwemmen und zum Schluss noch ein paar Zeitungsausschnitte und Bilder von geköpften Frauen, denn so würde es nach Wilders Meinung bald in den Niederlanden aussehen, wenn man diese „Islamisierung“ nicht stoppt.
Vor einem Jahr habe ich in Kommunikationswissenschaft ein Seminar besucht, in dem es über die Medien des Dritten Reiches ging, ich war dann in einer Gruppe, die Dokumentarfilme jener Zeit analysieren sollten. Wir entschieden uns unter anderem für den Film von Fritz Hippler „Der ewige Jude“. In dem Film wird zum Beispiel argumentiert, dass ein Prozent der deutschen Bevölkerung Juden seien, aber jene 99 % aller Straftaten begehen würden und dann noch eine schöne Grafik, die das Judentum die Welt überschwemmt. Gestern fragte ich mich, warum es sich der Wilders so schwer machte und selbst neues Material zusammen schnitt (und das nebenbei auch technisch mehr als schlecht). Er hätte doch einfach den Film von Hippler nehmen können und das Wort „Jude“ durch „Moslem“ ersetzen können. Die Lösung hatten die Nazis ja auch schon und nach dem Film Wilders glaube ich nicht, dass er gegen ein paar konzentrierte Lager für Moslems wäre. Gut, Gas ist teuer, aber…
Zurück.
Was eigentlich das erschreckende ist, dass Wilders ein Extrembeispiel für ein allgemeines Phänomen ist und zwar, dass man Unsicherheit egal welcher Art (sozial, wirtschaftlich oder auch vor der Zukunft) zu gerne in Feindbilder projiziert, die man nicht kennt oder kennen will. Damals die Juden, heute die Moslems. Natürlich kann es Hassprediger geben und auch genug Populisten, die Israel vernichten wollen, aber die Antwort auf jene Extremisten kann doch kein anderer Extremismus sein.
„Auge um Auge / Zahn um Zahn“, wo stand das nochmal?
Rache, Hass und Vergeltung sind so alte Motive und es stellt sich die Frage, ob man immer noch nicht über diesen Punkt heraus ist?
Ich möchte mir kein Urteil über den Islam erlauben, weil ich dazu zu wenig darüber weiß, aber ich will Wilder verurteilen, der auf plakativste Weise genauso Menschenverachtend ist, wie jene Hassprediger, die er anklagt. Genau wie Wilder Zitate von Hasspredigern aufnimmt, nehmen jene Worte von westlichen Geistlichen, Politikern oder auch jenen Film auf und das einzige was erreicht wird, ist eine Spirale, in der jeder Recht hat und die Aggression weiter geht.
Wann kommt die Vernunft, nicht den anderen zu verurteilen, sondern erstmal zu verstehen? Nur weil eine westliche Welt eine Auffassung von Gleichberechtigung und dem Thema Gewalt hat, heißt es noch nicht, dass wir über andere Urteilen dürfen, ohne sie zu verstehen bzw. einen Maßstab anlegen, der nur für den Fremden gilt: „Dadurch, dass du Moslem bist, habe wir das Recht, dich mit dem Tode zu verurteilen, weil du würdest das ja auch mit uns machen!“.
Das alte Muster kehrt zurück: die Definition über Hass. Heute die Moslems, bald mal wieder Schwarze, Frauen, Juden oder auch mal wieder Kommunisten. Hauptsache die eigene Definition über ein Fremdbild finden, weil es immer das Einfachste ist, nicht mit sich, sondern mit den anderen ins Gericht zu gehen und jedes mal darf und kann man nur hoffen auf der richtigen Seite zu sein und nicht gehasst zu werden, denn die „Lösungen“ finden sich meistens nur im Tod des Gehassten.
Vielen Dank Geert Wilders für deine Zeitreise in die schwärzesten Epochen der Menschheitsgeschichte und wieder haben wir nichts gelernt!
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