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Archive for Juli 2007

Heute mal wieder ein Text über Rio. Ich hoffe, dass er gefällt, besonders der Dialog war eine Herausforderung, da ich mich nicht wiederholen wollte, aber auch die Übersicht wahren wollte. Naja, egal. Viel Spaß beim Lesen.

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„Es ist Unsinn / sagt die Vernunft / Es ist was es ist / sagt die Liebe“

Erich Fried

 

Der Schirm hat gute Dienste geleistet, denn wie immer sind nur die Schuhe von Rio nass und die Enden der Hosenbeine. Jetzt kurz vor dem Cafe schließt er den Regensschirm, um dann schnell die Tür zu öffnen und ins Warme zu treten. Heute ist es voll hier, bemerkt Rio beim ersten Blick auf die kleine Schlange vor dem Bestellabfertigungstisch. Bevor Rio an der Reihe ist, bemerkt er die Auslage mit den Zeitschriften. „Lesezirkel“ steht auf jeder drauf und er muss lächeln, weil ihm der Gedanke an eine Arztpraxis aufkommt, in der die Zeitschriften auch immer in dieser Art ummantelt sind. Zugleich muss er an den Anblick denken, als er mal ein Auto voll mit diesen Zeitschriften gesehen hat. Davor dachte Rio immer, dass es solche Auslieferungen dieser Zeitschriften nicht gibt, sondern dass einfach, wenn eine Arztpraxis eröffnet wird, der Arzt zur Einweihung von diesem ominösen „Lesezirkel“ ein paar Blätter geschenkt bekommt und die dann so lange im Warteraum liegen, bis die Praxis endgültig geschlossen wird oder die Blättchen geklaut werden. Wahnsinn, wie sich die Illusion beim Blick in diesen Wagen auflöste. Oder werden heute nur wieder ganze viele Praxen eröffnet, fragt sich Rio, und warum liegen hier welche? Sind die Mitarbeiter dazu verpflichtet die Dinger aus Praxen zu klauen oder hat der Besitzer die auch zur Einweihung bekommen, weil er sich mit einem weißen Kittel verkleidet hat? “Was darf’s denn sein?“, fragt eine nette Stimme und holt Rio aus seinen ermunternden Gedanken zurück in eine Situation, die er kaum mag, nämlich sich entscheiden zu müssen. Deswegen hat er es sich irgendwann einfach gemacht und sagt fast automatisch, wenn auch mit ein bisschen Verzögerung: „Cappuccino Grande“. Egal ob andere Sachen besser schmecken oder nur die Abwechslung den Geschmack belebt, Rio hat sich für Cappu vor Jahren entschieden und nimmt den deshalb immer. „So ist das einfacher“, hat er mal diesen Tick einem Freund erklärt. „Genauso wie mit Bier. Man muss nur immer ein Pils bestellen, das reicht doch. Es nervt doch, wenn jemand stotternd vor einem steht und nicht weiß, was er nehmen soll.“ Rio hat mal gekellnert und kennt daher unentschiedene Kunden und gerade waren auch schon zwei vor ihm dran, die lange gebraucht haben und jetzt will er die Schlange mal beschleunigen. Außerdem lächelt die Kellnerin nett, das macht die Sache entspannter. Besonders mag Rio dieses Cafe, weil er hier nicht lange auf den Cappuccino warten muss und er schmeckt. Also nicht außergewöhnlich, aber gut.

Mit der großen Tasse setzt er sich an einen Vierertisch, was er eigentlich ungern macht, denn wenn jetzt eine Vierergruppe reinkommt, dann hat man denen als einzelne Person den Platz weggenommen, aber es ist auch nichts anderes frei. Damit muss er nun leben. Er stellt die Tasse ab und geht noch mal zurück zur Auslage, um sich fast willkürlich eine Zeitschrift zu nehmen. Er hat auch eine eigene Zeitschrift dabei, aber wenn er schon die Chance hat, was anderes zu lesen, was er jetzt nicht mit rum trägt, dann sollte man die auch nutzen. Eine nächste Busfahrt kommt bestimmt. Oder auch ein Cafe ohne Zeitschriften.

„Rio“, ruft jemand, ein sanfte Stimme, und endlich sieht Rio auch die schöne Sandra. Wegen ihr ist er auch eigentlich hier, aber wegen der ganzen Aufregung durch die vielen Kunden hat er sie noch nicht registriert, wie sie gerade ein paar gebrauchte Gläser und Tassen von Tischen räumt. Die Gäste an den Tischen sind ihr dankbar, da die meisten Gläser von den Vorgängern sind, und man doch selber die Tische mit seinen leeren Gläsern voll stellen will. Er freut sich, sie zu sehen, und lächelt sie an, obwohl er ein bisschen peinlich berührt ist, da nicht nur ihre braunen Augen in seine Richtung schauen, sondern auch andere, die den Ausruf mitbekommen haben und nun schauen wollen, wer hier wen gerufen hat. „Ich komme gleich zu dir“, sagt sie leise, als sie mit einem Tablett alter Gläser an ihm vorbeigeht. „Ja“, meint Rio, weil er sich darauf eingestellt hat, dass sie noch arbeiten muss, aber nicht mehr lange. Er schlägt die Zeitschrift auf und blättert unkonzentriert in ihr herum, denn Rio beobachtet zu gerne die Leute. An dem Tresen, wo leider auch kein Stuhl mehr frei ist, sitzen ein paar Männer mit ihren Notebooks und schreiben. Rio weiß immer nicht was er davon halten soll, denn manchmal sitzt er auch so in diesem Cafe, aber auf der anderen Seite ist es schon ein komisches Bild, was sich da bietet. Junge Männer, die eigentlich die Frauen beobachten sollten, nippen an einem halbleeren Latte-Macchiato-Glas und starren auf den Monitor. Nun gut, Rio bearbeitet auch gerne seine Bilder an anderen Orten als bei sich zu Hause, zumindest ein bisschen, aber was macht man sonst in so einem Cafe? Mails schreiben und aktuelle News lesen, das ist vielleicht noch in Ordnung, aber jetzt hier ins Internet zu gehen, um dann vielleicht in einem Chat zu schreiben, dass man gerade in einem Cafe sitzt und einen Latte trinkt, wäre doch ein bisschen komisch. Vertraulicher als dieses doch sehr moderne Bild sind eher die Menschen, die sich erregt unterhalten, Männer, die Frauen verbal imponieren wollen, oder auch Frauen unter sich, die über Männer reden, denen sie imponieren wollen. Rio flüchtet sich schon wieder in seine Gedanken und stellt sich vor, wie das wohl in der Steinzeit gewesen war, ob da die Frauen auch schon darüber gequatscht haben, wie der Mann von Höhle Sieben mit einem Stoßzahn eines Säbelzahntigers beeindrucken wollte. Oder wie Männer gerade auf der Jagd ihr Leid klagten, dass noch nicht mal mehr Stoßzähne die Frauen hinterm Feuer hervor locken.

„An was denkst du gerade schon wieder?“, fragt die gleiche schöne Stimme von vorhin. Sandra hat sich schon umgezogen und ist dabei, sich eine Zigarette anzuzünden. „Ach nichts“, antwortet Rio. „Wie geht es dir?“, fragt Rio, nachdem er sich Sandra zugewandt hat. „Du weißt schon: Muss ja! Bin halt im Umzugsstress und alles und die dummen Kunden gehen mir schon wieder auf die Nerven.“ Rio muss bei dieser Antwort lächeln, da sie so belanglos ausgesprochen hat, was ihr eigentlich das Geld einbringt. „Ja“, fängt Rio an, während er noch an seiner Tasse nippt, „ich habe gestern auch wieder eine Freundin verabschiedet, die ich wohl erstmal für lange Zeit nicht mehr sehen werde. Komisches Gefühl.“ „Wie lange bist du noch hier?“, fragt Sandra und Rio antwortet spontan, denn die Frage hört er jetzt fast jeden Tag: „Noch etwa drei bis vier Wochen. Weißte, was mich da gestern nur genervt hat? Der Satz ‚Man ist ja nicht aus der Welt!’“ „Warum? Ich meine, das ist doch so, also aus der Welt bist du nicht“, erwidert sie. „Ja, aber…“, fängt Rio an und er hasst sich für diesen Anfang. Das sage ich immer und es ist so arrogant, denkt sich Rio, aber den Anfang kann er nun nicht mehr rückgängig machen, „also ich finde halt, dass das irgendwie ein Satz ist, der nicht stimmt. Wenn man die Stadt verlässt, dann sollte man immer so rechnen, als ob man aus der Welt sei. Oder anderes gesagt, vielleicht bin ich nicht aus der Welt, aber erstmal ausm Blick und bald auch aus dem Leben. Das könnte noch viel schlimmer sein als aus der Welt zu sein!“ „Ach da übertreibst du aber, Rio. Ich meine, wenn du gleich denkst, dass du aus einem Leben nach ein paar Wochen Nicht-Sehen verschwindest, dann hast du etwa ein mangelndes Selbstbewusstsein oder du vertraust der Freundin nicht, dass sie nicht so oberflächlich ist, wie du sie hier gerade fast darstellst.“ „Ähm nein, das will ich nicht…“, möchte Rio dazwischen gehen. „Ja warte mal“, redet Sandra weiter, „ich finde du solltest es so sehen, dass man den Satz immer als Hoffnung sehen sollte, jemanden wieder zu sehen. Ich glaube, dass die das nur als einen gewissen Schutz gesagt hat, um nicht so traurig zu werden!“ „Hm ja, okay, dann lass mich das anderes erklären. Also ich sehe das eher so, dass man vielleicht den Satz als Schutz nimmt, aber deswegen vielleicht zu leichtfertig und naiv wird. Ich meine, ich zieh ja nicht zum ersten Mal um und ich weiß, wie es ist, dass man zwar vielleicht nicht aus der Welt ist…“, die letzten Worte betont Rio sehr übertrieben, begleitet mit einem komischen Kopfwackeln, „…aber sich nicht wieder sieht. Vielleicht schützt es einen, aber vielleicht verbringt man somit den letzten Tag nicht so wie man ihn verbringen sollte.“ „Und wie sollte man den letzten Tag deiner Meinung nach verbringen?“, fragt Sandra, nachdem sie geduldig zugehört und einen Zug von der fast schon ganz niedergebrannten Zigarette genommen hat. „Naja, also halt so…“, Rio kommt ins Stocken, „…halt so als ob man sich nicht wieder sieht. Also so, dass man es nicht bereut, dass es der letzte Tag für eine lange Zeit war, sondern dass man es in Erinnerung behält. Als gute Erinnerung. Du kennst doch die Filme, wo die heulende, frisch gewordene Witwe heult, dass sie ihrem Mann nicht ‚Ich liebe dich’ gesagt hat, bevor er sich in sein Auto gesetzt hat, was sich dann mit einem großen Knall in einen Feuerball auflöst.“ „Ach jetzt übertreibst du aber“, reagiert Sandra mit einem Lächeln, „also JA ich verstehe dich, aber sollte man nicht eigentlich jeden Tag so verbringen, wie es am Schönsten ist? Vielleicht würden dir Abschiede nicht so schwer fallen, wenn du sie nicht mit so einem Anspruch belegen würdest.“ „Wenn die aber keinen Anspruch haben, dann ist es auch kein Abschied, weil dann es ja nichts Besonderes ist. Ich glaube, vielleicht denke ich zu viel an alte Zeiten zurück, wo es halt nicht so geklappt hat, und ich es irgendwie bereue“, Rio schaut ein bisschen traurig in seine halbleere Tasse und bewegt rührend den Löffel in ihr hin und her. „Ach Rio, nun sei mal nicht so dramatisch. An die Zeit, an die du jetzt zurückdenkst, aus denen hast du doch auch gelernt. Ich glaube, dass der Abschied gestern gut war und egal, ob ihr jetzt aus der Welt seid oder nur euch lange Zeit nicht seht oder was-auch-immer. Der Abend war doch gut. Oder?“ „Ja sehr.“ Rio blickt zustimmend zu ihr auf. „Na also, dann mach dir doch nicht solche Gedanken. Schau mal“, sie zeigt in Richtung des Tresens, „wir verkaufen jetzt auch Bier!“ Rio muss lachen: „HaHa, toll, wie du versuchst, mich durch Alkohol wieder abzulenken! Hm, wie viel kostet es denn?“ Sandra lächelt: „Keine Ahnung, aber ich hole mal zwei!“ Sie steht auf und kommt kurz darauf mit zwei Bier wieder. Der Ansturm auf den Tresen ist in der Zwischenzeit auch verebbt und das Cafe leert sich langsam. Auch der letzte Notebook-Latte-Macchiato-Trinker fährt seinen Rechner runter und verlässt das Cafe. Rio und Sandra sitzen noch eine Weile im Cafe und reden. Es ist zwar nicht ihr letzter Abend, aber sie genießen ihn in vollen Zügen.

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.spiderschwein spiderschwein

Hurra der Simpsonsmarathon auf Pro7 hat begonnen. Der andi schaut es in seiner Lieblingskneipe nachdem er den tollen Artikel in der „.andi“ fertig gelesen hat, über andi geschrieben vom andi!

andi

Seine eigene Simpsonsfigur kann man hier erstellen.

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.mundpropaganda 2.0

Hurra, endlich kann ich darauf hinweisen. Also schon seit einiger Zeit (anderthalb Monate?) hat die Musikzeitschrift INTRO auch den Videopodcast für sich entdeckt und stellt nun jede Woche einen Redakteur vor eine Handkamera, der dann neue Alben, DVD usw. vorstellt. Die INTRO ist ja eine Institution, aber bislang haben die Redakteure es noch nicht geschafft, den Charme der Zeitschrift auch auf den Podcast zu übertragen und es war alles so „gewollt“ und unentspannt. Also nicht falsch verstehen, die Redakteure sind toll, aber der Sprung vom geschriebenen Wort hin zu unterhaltsamen fünf Minuten Video, gelang jetzt erst so richtig Boris Fust.

Das hat mir gefallen, besonders der Melt-Sampler den er vorstellte und die Frage „Rock oder nicht?“ auf das neue Interpol-Album angewandt. Naja der Flohmarkt mit „Beatallica“ ist ein bissel alt, weil diese Perlen sind schon lange im Netz zu erhalten und ich glaube, dass ich die schon seit ein zwei Jahren habe. Egal. Enjoy on WatchBerlin!

P.S. Weiß irgendwer wir man das Video bei der OnlineVersion von WordPress einfügen kann???

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.hundsmusik

Der Labrador ist ein schöner Hund und in Schweden nicht nur das, sondern auch noch ein nettes Musiklabel. Also ich weiß ja jetzt nicht, wie das Wetter in Schweden ist, aber zumindest die Jahreszeit ist die Gleiche wie bei uns. Und dafür hat das Label nun einen Sommersampler mit 68 Songs ihrer Artisten herausgebracht und diesen auch kostenlos zur Verfügung gestellt.

Labrador

Ich habe mir die Songs nun schon mal runtergeladen und muss sagen, dass die sehr gut geeignet sind, wenn man irgendwo in der Sonne liegt und sich nicht unbedingt auf die Musik, sondern eher auf sein Eis, schöne Frauen konzentrieren will oder einen Hund beim illegalen Kacken zusieht. Das ist der Sommer. 😉

Bei Rapidshare ist der Sampler so zu finden:

Part 1

Part 2

Part 3

Part 4

Desweiteren haben auch noch Four Music einen Sommersampler zusammen mit dem Tonspion herausgebracht. [via: glück auf!]

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Zeit und eine Empfehlung machten das wohl möglich. Also ich habe einfach mal den letzten Text genommen und mir selbst vorgelesen. Zufällig lief ein Aufnahmegerät mit 😉 und schon war dieses „Podcast“ fertig. Ich hoffe es gefällt und über Lob, Tadel und Geldspenden freue ich mich dann sehr!

Die Anfangs-und Endmusik sind von mp3-gema-frei.

Sorry für meine Stimme, aber mangelnde Technik, Übung und Stimme lassen dieses Ding doch ein bissel…ähm..komisch wirken.

Trotzdem viel Spaß mit „Nichtsdestotrotz vs. Kapitulation“ gelesen von mir (Länge: 8:26min) :

Download (7,8 MB)

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Hallo, heute möchte ich mal was neues auf meiner Seite probieren. Schon seit Jahren schreibe ich gerne Geschichten rund um den Charakter Rio, der etwa 25 ist und ein…ähm…Leben führt.

Wie genau hoffe ich dass irgendwann mal aus den Texten herauskommt, die ich in der nächsten Zeit immer mal wieder hier veröffentliche. Dabei werde ich wohl die Texte meiner jetzigen Schreibweise anpassen, aber nicht so stark, dass sie andere Stimmungen nicht mehr wiedergeben, die ich damals beim Schreiben vielleicht hatte. So gut ist mein Gedächtnis auch nicht. Der Text heute ist eine gewisse Feuerprobe, weil ich selber Angst habe, wie der Text wirkt, wenn ich ihn das erste mal in meinen RSS-Reader lesen werde. Ich hoffe, aber dass sie gefällt.

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Heute mache ich mir kein Abendbrot, heute mache ich mir Gedanken!

Wolfgang Neuss

Der Bus nervt! Er nervt, weil er immer die gleiche Strecke fährt, denkt sich Rio. Nur einmal ist es ihm bis jetzt passiert, dass der Busfahrer sich mit den Worten entschuldigte, dass sich „der Kutscher“ verfahren hat. Dieser Kutscher meinte, eine andere Linie zu fahren. Wie lustig das war, lässt heute noch Rio lächeln, wenn er daran denkt. Das Langweiligste sind halt an sich Busse oder Bahnen oder so, die auf Schienen fahren. „Wie auf Schienen fährt Schumi das Rennen zu Ende“, wurde früher schon immer bei Formel1 Rennen gesagt, aber dieses eigentliche Lob der Kommentatoren ist die Langeweile in Reinform. Denn ein Rennen zeichnet sich dadurch davon aus, dass wenn die Schienen verlassen werden, ein Wagen den anderen überholt, einen Unfall baut und solche ähnlichen Sachen. Aber man kann wohl bei nichts besser schlafen als bei Autorennen, wo die Boliden wie auf Schienen fahren. Rio dreht an dem Rad seines iPods, weil ihnm gerade eingefallen ist, was er gerne hören würde, wenn er so daran denkt – Tomte. Denn der Sänger, der Thees, meinte auch mal live beim Rock am Ring, dass es nichts Langweiligeres gäbe, als Formel1-Rennen. Recht hat er.

Okay, also Tomte läuft in Rios Ohr und eine interessante Zeile erklingt: „Nichtsdestotrotz, was für ein schönes Wort“, heißt es in dem Song „Warum ich hier stehe“. Der Song ist super, er sollte nie ausgekoppelt als Single erscheinen, weil dann bleiben zwei Weisheiten immer da, wo sie sind, im Kopf des Hörers, der dann die Erkenntnis – „die Sonne scheint so oder so“ – für sich behalten kann, oder auf einer Party, in der das Gespräch aufs schlechte Wetter gelenkt wird, zum Besten geben kann. Die Tropfen an der Scheibe lassen Rio dieses Partygespräch bildlich vor Augen führen, aber eigentlich entzückt doch mehr das Wort „nichtsdestotrotz“.

Eigentlich, fängt Rio an zu denken, ist das ein geiles Wort, ein Wort, das einen Preis gewinnen sollte, aber wie und warum? Rio sinniert, wenn man das Wort jetzt als Durchhalteparole sehen könnte, dass man Nichts mehr hat, aber dessen zum Trotz trotzdem etwas macht. Erstaunlich, wie dieses Wort einen Mikrokosmos aufmachen könnte, für Menschen, die ohne etwas dastehen, aber nicht aufgeben. Wie vielleicht der Halbbruder von Homer Simpson, der durch Homer pleite ging, aber dann als Penner durch eine Erfindung zurückkehrt. „Man braucht nur eines, um wieder nach oben zu kommen: eine Idee“, meinte Herbert Powell und merkte schon gleich danach, dass man auch noch Geld braucht, um die Idee umzusetzen. Interessant, wie dann das Nichts durch dessen Trotz zum Erfolg wird. Wollte das das Wort sagen?, fragt sich Rio und macht sich lieber eine Notiz in seinem Notizbuch, weil richtig zufrieden ist er mit seiner Antwort nicht, seiner These, ob es doch ein tolles Wort ist und die gerade gedachte Anekdote für eine Laudatio zu diesem Wort reichen könnte.

Worüber Rio bei dieser nachdenklichen Phase schmunzeln muss, ist eigentlich, dass Thees mit diesem Wort der neuen Platte von Tocotronic einen Strich durch die Rechnung macht, denn die Kapitulation ist eigentlich der Gegensatz zu der gerade zusammen-gedachten These von Rio. Interessant, wenn gute Freunde sich in ihren Alben bestimmt unwissentlich gegeneinander ausspielen, denkt sich Rio und sein Blick schweift durch den Bus.

Welches Wort wirklich keinen Preis verdienen sollte, also keinen positiven, eher die goldene Himbeere der Wörter, fällt Rio ein, als er eine Metall-Braut ganz in Schwarz begutachtet, die auch Musik hört, aber bestimmt nicht Tomte. Jedoch das Wort, was keinen Preis verdient, ist „Trauerfeier“. Das ist zynisch, denkt sich Rio, wenn Menschen angeblich feiern, wenn zum Beispiel wer gestorben ist. Das macht doch keiner. Man feiert Geburten, Beförderungen, den Zusammenschluss zweier Lebensabschnittspartner und den Aufstieg von St. Pauli, aber keine Trauer, keine Leichen, keine Menschen, die aus dem Leben geschieden sind. Das Wort ist so paradox, denkt sich Rio immer weiter in die Idee rein, weil es einfach nicht zusammen passt. Klar in dem Film „Snatch“ hat Brad Pitt den Tod seiner Mutter „gefeiert“, wenn man die Bilder der betrunkenen Gypsies so deutet, aber eigentlich war es Leid und Trauer, keine Feier. „Trauerfeier im Duden nachschauen“, schreibt sich Rio in sein kleines Buch, denn weiter kann er jetzt nicht über das Wort nachdenken, denn der langweilige Bus und dessen langweilige, emotionslose Stimme haben seine Ausstiegstation angesagt und Rio denkt nur noch bei sich, als er aussteigt und seinen Schirm zum Schutz vor dem Regen aufspannt: Kann diese Stimme nicht mal Liebeskummer haben und die Fahrgäste anschnauzten, das wäre mal lustig und so gar nicht langweilig.

.andi

 

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.last night

Also eigentlich geht es hier nicht um den Song von The Strokes, aber es ist der Erste der mir gerade in den Kopf kam, der irgendwas mit „Letzte“ zu tun hat (jaha, andi hat englisch volle Kanne drauf), gerade fällt mir noch von der Terrorguppe was mit „Letzte Nacht hat ich einen Traum“ ein, aber da geht es um Sachen, die jetzt mal so gar nichts mit dem zweiten kurzen Beitrag in dieser Nacht zu tun hat.

Also hier geht es um Uni, bei denen um Schwulsein, soll jeder haben wie er will, aber um ein Uhr in der Nacht: keine sexual correctness on ohrenflackern.

Okay, eigentlich wollt ich den Speicher meine Handykamera nur voll machen um ihn dann wieder leer zu machen und dabei herausgekommen sind nun zwei Bilder, die meine jetzt bald beurlaubte Uni zeigen. Also nicht ich habe die Uni beurlaubt, sondern die mich auf meinen Willen hin, was ja dann doch fair ist und nicht mit Streik von mir bedacht wird. Kurzum: heute wurden Zettel gestempelt, die wieder einen weiteren Schritt weg von Münster hin nach Cluj ebneten – nämlich Beurlaubungen.

Die schicke Frau neben mir ist eine weitere Mitfahrerin namens Valerie, die Rumänien unsicher machen wird. Das wird anders und alles und spannend, aber gerade ist ein Gefühl im andi drinne, was sich wie kotzende Schmetterlinge anfühlt, weil die Aufregung vor Ungwisseheit und Endlich-soweit sei immer weiter vereint und ein Festival der Stimmungsschwanknung auslöst.

Egal.

Die Bilder sind schicke:

Schloss Münster

Valerie und icke

P.S. in Echt sind wir und die Uni farbig, aber der Filter gibt der Stimmung so nen Nostalgischen…

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.schuehsch auf tour?

Da geht man mal so mir nichts, dir nicht in Münster einen Weg entlang, weicht Pfützen aus und springt in Sonnenstrahlen herein und was schreit einen dann von einer Wand an!? Frau Schuehsch aka Black Box macht jetzt Party und zwar jeden Samstag ab 22h oder so. Zum Glück war das Handyfeuerzeug mit Super8kamera schnell gezückt und der Beweis schneller in Nullen und Einsen umgewandelt als ein Nullen und Einser-Umwandler arbeiten könnte, wenn er Ferien hat. Die wiederum heute oder morgen in Berlin und Brandenburg statt findet,also Ferien, wo Schuehsch keine Party macht, aber ein Referat von mir gehalten wird. Also nicht in Berlin sondern über Berlin, über einen Film der in Berlin gedreht wurde usw. Schalalala „Herr Lehmann“ ist das Stichwort und jetzt der Beweis:

SchuehschParty

SchuehschParty02

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„Die Schööönheit der Chance“ – Jürgen Vogel singt Tomte

fest van cleef plakat

Das Schönste sind schöne Überraschungen. Also A. keine bösen Überraschungen wie ein Bus, der zufällig auftaucht, wenn man die Straße überquert und B. auch keine geplanten Überraschungen, wie das schauspielerische Talent, welches man aufbringen muss, wenn man von einer „überraschenden“ Geburtstagsfeier zu seinen eigenen Ehren erfährt. Nun gut, also der Anfang war gemacht, als ich suprise surprise vor einem Monat Karten für das Fest van Cleef in meinen analogen Briefkasten hatte. Freude. Zwei Karten für ein Festival, auf das man gerne schon letztes Jahr gegangen wäre, aber was man nur besuchen würde, wenn es in der Nähe wäre. Gut, jetzt war es 600 Kilometer entfernt, aber trotzdem, war der Dank mit einem gewissen „positiven Zwang“ verbunden, weil man schon gerne hinwollte und nun waren die Karten auch schon da. Also wird der Zug zu Spät gebucht und man ist auf dem Weg in die Stadt mit einem der schönsten noch intakten Schlössern in Deutschland, nein nicht Schwanstein.

Weiter gings, mit einer der besten Freundinnen der Welt, in den Lindenpark und es wurde intim, nicht mit der Freundin, aber die Atmosphäre, nicht sofort, aber langsam und stetig, so wie das gezapfte Bier in die Becher floss, ohne Pfand (danke).

Dann war auch schon der Thees auf der kleinen Bühne mit dem gelben, gewellten Dach, um zu erzählen, wie er bei einem schlechten Indie-Interview à la „früher wart ihr besser, weil noch nicht bekannt“, (was totaler Quatsch ist*.) für eine Platte hörte (hören musste).

Egal.

Jedenfalls die Band, auf der gehörten Platte, war die erste Band des heutigen Festivals. Unbekannt und jung, aber das sollte noch nicht die Qualität aussagen, sondern die musste sich verdient werden. Vorschusslobeeren gibt es aber viele, von einem begeisterten Thees und von uns beiden, weil wir nach vorne gingen. Die Kilians (ein „the“ würde beim Sound passen, aber das habe ich nicht mal auf dem Plakaten zu der Veranstaltung gefunden). Also es kommen nun Drummer, Gitarristen (2x), Bassist und Sänger auf die Bühne und fingen an zu begeistern mit schönen netten Rock.

Kilians

Wir überlegten dann wie der Status der Fünf wohl in der Schule gewesen war und das gute Geschlabbere vom Sänger, deutete auf den Status des Klassenkaspers hin, die Intensität der anderen, die Konzentration auf ein gutes Spiel (was gelang), deutet auf den Status hin, dass die meisten in deren Klasse wohl nicht mal gewusst haben, dass die in der gleichen Jahrgangsstufe waren, aber dies haben die Jungs wettgemacht, indem sie schon früh die bessere Musik gehört und sich dafür interessiert haben und mit dem Musikexpress oder der Visions in der vorletzten Reihe saßen und dann früh The Clash, Mando Diao und The Strokes, aber wohl auch New Order hörten, weil das ist in dem Sound wiederzuhören. Der Klassenkasper hält mit seiner doch sehr imposanten Stimme das Publikum bei Laune, aber auch mit einer schicken Anekdote von Bushido, mit der Auflösung der Story (nach dreimaligen hinweisen „nach dem nächsten Song erzähle ich euch die Story“), endete dann auch die Show und Kilians hinterließen einen sehr, sehr guten Eindruck und ich daher auch später vier Euro für die EP. Fein. Nun Bier geholt und schon beim nächsten Thema, weil die nächste Band kommt aus der „Bierhauptstadt von den USA, Milwaukee“ Thees und das führt zu einer anderen sehr lustigen Sache auf dem Fest – denn auf dem ganzen doch recht übersichtlichen Gelände bzw. eher ein Skaterparcours gab es etwa sechs Bierstände und nur einen klitzekleinen Grill, der auch noch zum Unmut führen sollte, aber dazu später mehr. Bier war Rex Pils, aber es ging. Und nun spielten Maritime, sie waren gut, sehr schön und alles und werden auch bald wieder den deutschen Musikmarkt mit einem neuen Album im Herbst beglücken, was Freude machen wird. „We, the vehicles“ war ja auch schon sehr gut bzw. ist es.

Das Bier wollte nen Partner haben und der sollte wohl nach der Sprache des Körpers eine Bratwurst sein und schon ging es hin zu dem zu kleinen Grill und was noch viel besser war, dass der Griller den Kampf gegen die tiefgekühlten Bratwürste nicht gewonnen hatte und somit wurde man unfreiwillig auch in einen Kampf mit sich verwickelt der von den Parteien: Hunger, lange Warten, aber jetzt ist man schon so weit vorne (dritte in der Reihe) und Bernd Begemann ist leise im Hintergrund zu hören, ausgetragen wurde. Kämpfe am Grill, so etwas hat man noch nicht gesehen, also konnte auch da keiner, denn um es mal mit den Worten von QOTSA oder No Doubt zu sagen, die Kämpfe waren ja nur „In my Head“ und so.

Bernd BegemannOkay, der Hunger und der Griller hatten dann irgendwann gewonnen und Bernd Begemann konnte einen Teilerfolg erzielen, denn er wurde noch zum kleineren Teil ganz laut gehört. Das war toll, wie vom Bernd zu erwarten und der enttäuscht nicht. Eine weitere sichere Bank für solche Nicht-Enttäuscht-Werden-Geschichten wird dann gebaut, wenn Max Schröder, der Home of the Lame (Felix Gebhardt), der WiebuschMarcus und der Thees auf einer Bühne stehen und in ihrer Mitte der Jürgen Vogel singt.

Hurra die Hansen Band war mal wieder da, die beste Band, die es eigentlich nicht gibt, aber für Phantome waren die GHvC-Allstars sehr, sehr gut und machen soo viel Spaß und wenn ein Jürgen Vogel dann noch die Schönheit der Chance singt, hat es die nächste Band mehr als schwer, denn auf einen guten Trip sollte kein Methadon folgen. Leider kam es so und die von mir eh nicht mehr so geschätzten Kante betraten die Bühne.

Zur Vorgeschichte meiner „nicht mehr so geschätzten“-Aussage: Das Album „Zombie“ fand ich Klasse und höre es auch heute noch ab und zu gerne, aber als sich dann die Kante zu einem Interview auf dem „Berlin05“ anboten, wurde mir gleich klar gemacht, dass Peter Thiessen keine politischen Fragen beantwortet. Dazu muss man zwei Sachen bemerken, dass er das nicht gesagt hat sondern wohl der InterviewTerminVergeber der Band, aber dass auf der anderen Seite Berlin05 unglücklicherweise ein Festival zur politischen Partizipation von Jugendlichen war, dem eine Kampagne namens „Projekt P“ vorausging. Dann sollte man doch damit rechnen, dass man politische Fragen gestellt bekommen könnte und klar kann man dann schon dieses beschränken, aber damit seine Inkonsequenz beweisen, dass man da trotzdem spielt. Komisch. Toco spielten auch auf dem „Berlin05“, nur mal so.

Okay, somit ein lang gehütetes Geheimnis in die Welt getragen, aber das ist jetzt auch zwei Jahre her und nun ist vielleicht alles anders. Gut, das neue Album „Die Tiere sind unruhig“ kenne ich nicht und auch die Stories dazu in den einschlägigen Musikmagazinen haben mich nicht interessiert.

Soviel dazu, dass ich nicht fair in die Beurteilung des Auftrittes von Kante gehen kann, aber eine Chance wollte ich denen lassen und war weit vorne, habe alles gehört und gesehen. Leider war es nicht so gut, die Songs waren zwar perfekt, aber der Kontakt zum Publikum war leider nicht vorhanden und die Kommunikation auf „der nächste Song handelt davon“ beschränkt. Ein paar andere Ansagen waren auch dabei, aber Thiessen ist kalt, wenn er vom Sex singt, wenn er seine Zigaretten raucht, kommt mir das wie kaltes Feuer vor und wenn er versucht das Publikum mit „Paaarty“-Rufen zu fangen, kommt mir auch das kalt vor. Schade, aber der Auftritt hat nichts gut gemacht, aber nichts verschlechtert, sondern den Status Quo gehalten. Auch gut, oder?

Auch Schuehsch war mal auf einem Konzert von denen und wurde nicht verbrannt von Kante.

Es wäre mehr als fies nun zu sagen, dass Kante den Abend vermiest haben und so soll es auch nicht rüberkommen, aber der Auftritt war nicht so mein Ding, nur zum Schluss als die „Zombi“s kamen. Jedoch wäre ein großer Held, der den Abend noch mal richtig rumreisst, ziemlich geil. Ein Held ganz in schwarz.

Kettcar

Wie der Zufall und die Running-Order es so wollte, kamen der Held und seine Konsorten. Es wurde dunkel, um dann ganz hell zu werden und die ersten Akkorde von Deiche erklangen. Feine Sache, Kettcar begeistern immer wieder und fast würde ich sagen, dass ich meinen letzten Bericht korrigieren müsste, weil es doch eine RepeatTaste für Konzerte geben kann, aber eigentlich brauche ich das auch nicht. Denn vieles war gleich, aber andere Sachen auch wieder anders, außerdem fehlte eine schöne, lockige Frau neben mir.

Dafür war mehr Platz zum springen und tanzen, was die ganzen Songs der „HalliGalli-Stimmung“ (Wiebusch) gaben und schon dankten wir der academy und Wiebusch erklärte noch mal warum Balu ein Mädchen-Song ist: „Jede Frau will gerne Audrey Hepburn sein, aber welcher Mann will schon Balu sein? Also ich nicht!“ Ich wohl auch nicht, aber toll war der Song trotzdem, er schloss den Abend/die Nacht wunderbar ab, obwohl sich bei Kettcar die Wolken öffneten und wohl Freudentränen weinten.

Das Fest van Cleef war toll, die Überraschung eine 10,0 und es fuhr die Bahn nach Hause. Jetzt klebt ein großer Affe an meiner Wand, neue Songs in meinem Ohr und ein Lächeln in meinem Gesicht, wenn mich wer fragt oder ich daran denke…Danke!

 

 

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