Feeds:
Beiträge
Kommentare

Archive for the ‘.schreiben’ Category

.die papierrolle

Vor gut einer Woche fand in der Essener Philharmonie der BDZV-Zeitungskongress statt. Auch politikorange war dabei und wir haben ein Magazin namens „Druckreif“ produziert. Ein paar Zeilen habe ich auch selber verfasst und die wollte ich auch kurz hier stehen lassen. Viel interessanter ist aber das ganze Heft, was man hier herunterladen [pdf, ca. 8 mb] kann.

Meine paar Worte jetzt hier:

Die Papierrolle
Internet ist die neue Zeitung, frohlocken die digitalen Denker, beleuchtet von einem Bildschirm. Dabei werden das Web und sein Zubehör das Nachrichtenpapier in manchen Situationen nie ersetzen. Eine kleine anachronistische Argumentation.

„Wir drucken das Internet aus“, prangte auf dem Titel der „Welt Kompakt“ vom 1. Juli. Tolles Ding, dachte sich wohl der Springer-Verlag, wenn man einfach mal Blogger die Zeitung machen lässt.

Die aus dem Internet sollten mal ran und somit auch beweisen, dass die Zeitung noch wichtig ist. Natürlich ist die Zeitung wichtig, da waren sich auch so gut wie alle auf dem BDZV-Kongress einig. Aber muss man deswegen das „Internet ausdrucken“, um „Content“ zu haben? Ja, denn ohne bedrucktes Papier würde  unsere  Welt  zusammenbrechen, komplette Märkte würde es nicht mehr geben. Hausmänner und Hausfrauen würden verzweifeln, wenn es keine Zeitung mehr gäbe.

Es fängt schon an bei einem Umzug, wenn die Zeitung zur Porzellanpolsterung wird und später zum Spritzschutz beim Renovieren. Wenn es keine Zeitung mehr gäbe, wie sollten dann Kinder ihr Taschengeld aufbessern – wenn sie keine gerollten Nachrichtenträger in den Vorgarten werfen? Viele Grillfeste im Sommer würden ausfallen, weil keine Anzünder mehr da wären. Geburtstagsfeiern wären um ein Event ärmer, wenn kein Zeitungstanz mehr zwischen Blinde Kuh und Topfschlagen die Zeit vertreibt. Worüber soll man sich in der Bahn noch aufregen, wenn der Sitznachbar nicht mehr beim Umblättern knistert?

Kurzum – ohne Zeitungen wäre unsere Welt um ein sehr nützliches Produkt ärmer. Es wäre nur eine Frage der Zeit, wann dieses Internet noch das Rad abschaffen will. Nein, so weit darf es nicht kommen und in aller Verzweifelung  sollten  auch  Sponti-Sprüche neu gedichtet werden:

„Erst wenn es keine Zeitung mehr gibt, werdet ihr merken, dass man Fisch in kein iPad einrollen kann.“

Read Full Post »

politikorange-Magazin "Arbeiterbewegung"Wir nennen es Arbeit“ – das ist ein schöner Titel mit dem ich auch gerne irgendwelche Situationen zitiere, weil ich kann mich über Arbeit zur Zeit auch nicht beklagen.

Also auf der einen Seite habe ich genug Arbeit und auf der anderen Seite macht mir ein Teil der Arbeit auch Spaß. Besonders die Arbeit an einer neuen politikorange kann mir sehr viel Spaß machen. Besonders wenn sie sich dann noch um ein Thema wie Arbeit handelt. Denn solche Themen sind so schön abstrakt, dass man viele Ideen ausprobieren und im Magazin unterbringen kann.

Ich habe mir in der politikorange „Arbeiterbewegung“, die auf dem DGB-Kongress erstellt und heute den taz-Abonnenten beilag, Gedanken über das Thema Creditpoints an Universitäten gemacht und ob sie den Sinn einer Vereinheitlichung wirklich erfüllen.

Die gesamte politikorange kannst du dir hier anschauen und herunterladen. An dieser Stelle jetzt mein Kommentar aus dem 24-seitigen Magazin, welches heute auch von einem Redakteur des Medium Magazin per Twitter gelobt wurde:

***

Die Kreditkrise der Kommilitonen
Creditpoints haben das Studium nicht vereinfacht, sondern Wissen zu einer Währung verkommen lassen. Wenn es eine Wissenswährung gibt, dann sollten auch die Studenten damit handeln können. Ein Kommentar von Andi Weiland

Es ist mal wieder Semesteranfang und es ist mal wieder nervig. Die Kurse zu voll und es geht doch nur um das „Organisatorische“. Man quält sich durch den „Verlaufsplan“, die „Anforderungen an das Seminar“ und die Vergabe von Referatsthemen. Man packt seinen Notizblock schon ein und dann kommt der gefürchtete Satz von einem Studenten, meist aus den hinteren Reihen: „Wenn ich nur eine Hausarbeit mit zehn Seiten schreibe, bekomme ich dann trotzdem drei Creditpoints?“ – Das böse Wort ist ausgesprochen: „Creditpoints“. Und jetzt geht es los: der Professor sagt, dass er es nicht genau weiß, ein anderer Student weiß das schon besser und eine Kommilitonin hat noch eine ganz andere Frage, nämlich ob sie vier Creditpoints bekommt, wenn sie einen extralangen Handzettel zu ihrem Referat anbietet. Das Feilschen ist in vollem Gange. Dabei sollten die Creditpoints doch alles vereinfachen.

In der Theorie des „European Credit Transfer System“ war es so gedacht, dass die Arbeitsstunden von Studenten, egal, ob in Irland oder Rumänien, vergleichbar sind: 30 Stunden Arbeitsaufwand bringen einen Creditpoint – klingt logisch. Doch es gibt auch Unwägbarkeiten im System: Der Lehrplan ändert sich während des Studiums und ein Modul, das früher zehn „Credits“ wert war, ist nun nur noch fünf Punkte wert. Können die abgeleisteten fünf Extra-Creditpoints nun auf ein anderes Modul übertragen werden? Die Theorie meint „Ja“, aber die Praxis bestätigt das nicht immer. Die Punkte können auch verfallen, wenn man sich nicht in nervenaufreibende Verhandlungen mit Studienbeautragten und Dozenten begibt.

Man bedenke auch die CreditpointInflation: So manch ein Dozent vergisst allmählich, dass auch die Vorlesung im Hörsaal Zeit raubt und in die Arbeitsrechnung ein?ießen muss. Creditpoints haben das Lernen nicht einfacher gemacht, sondern die Bildung zu einer Währung verkommen lassen. Eine Umkehrung dieses Prozesses ist utopisch, also muss man nun mit der Wissenswährung zu Recht kommen.

Wir brauchen eine Creditpoint-Gewerkschaft

Die Frage ist: Wer legt fest, was ein Creditpoint wert ist? Studenten sind der Willkür von Dozenten ausgeliefert, können sich ihre Arbeit nicht adäquat bescheinigen lassen. Wir brauchen eine „Creditpoint-Gewerkschaft“, kurz CPG, inklusive Streikrecht. Vielerorts fehlt es an einer starken Organisation, die bei Verhandlungen um Modulpläne den Studenten eine Stimme verleiht. Die auch mal den Dienst quittiert, wenn Rektoren und Professoren gegen die Interessen der studierenden Mehrheit an den Unis entscheiden wollen. So eine Gewerkschaft ist überfällig, denn die Studenten wissen aus eigener Erfahrung, was sich im Bologna-System ändern muss.

Wir brauchen „Tarifverhandlungen“ darüber, wie beispielsweise Vorlesungen und Seminare in die Punktrechnung eingehen. Wir brauchen Fairness statt Willkür: Wie viel Arbeit steckt wirklich in einer Hausarbeit, was musste der Student für sein Referat leisten? Und vor allem: Was passiert, wenn sich Modulpläne ändern? Einzelgespräche helfen nicht weiter, wir brauchen endlich Verbindlichkeit. Die CPG muss europaweit agieren, wenn es der Bologna-Prozess ernst mit uns meint. Bisher ist es ein Spießrutenlauf, die Universität zu wechseln und bereits geleistetes mitzubringen und weil jede Uni ihren eigenen Creditpoint-Wechselkurs hat. Was ein Student hier geleistet hat, muss dort nicht anerkannt werden. Damit muss Schluss sein!

Wer in heutigen Zeiten um seine Arbeitspunkte kämpft, gilt sehr schnell als kleinkarierter Faulpelz. Diese Sicht ist engstirnig, denn bei Creditpoints wird jetzt schon hemmungslos getrickst. Und solange die angehenden Akademiker nicht nach der Stechuhr lernen, braucht die Entlohnung der Studenten endlich klare Maßstäbe – für echte Vergleichbarkeit. Und für mehr Ruhe in der ersten Semesterwoche.

***

Add to: Facebook | Digg | Del.icio.us | Stumbleupon | Reddit | Blinklist | Twitter | Technorati | Yahoo Buzz | Newsvine

Read Full Post »

"Ben Foertsch" / www.jugendfotos.de

Es geht nicht immer nur ums Geld. Foto von "Ben Foertsch" / http://www.jugendfotos.de

Mensch Mensch, hier ist ja schon lange nichts mehr passiert und geputzt auch niemand. Ja, ich komme nicht so richtig hinterher mit dem Schreiben neuer Blogeinträge, aber vielleicht liegt es auch daran, dass Twitter, Facebook und Buzz mir das Leben so viel einfacher machen.

Zum Beispiel die Idee mit dem Sonntagssong fand ich anfangs ziemlich toll, aber als ich dann immer wieder mitbekommen habe, dass ich Videos die ich toll finde und wofür ich Werbung machen wollte, nicht einbinden konnte, verging mir die Lust und ich habe lieber nur noch den Link „getwittert“. Es zeigte mir, dass verschiedene Menschen nicht die Liebe zur Kunst, zur Musik im Mittelpunkt ihrer Arbeit sehen, sondern nur den Profit. Und wie soll sich der Profit vermehren, wenn jemand kostenlos ein Video in seinen Blog einbindet!? Lange Gedankengänge, viel Aufregung und es macht die Sache nicht besser.

Ich werde mir für 2010 vielleicht etwas neues einfallen lassen, aber es ist schon schwer etwas zu finden, was ich gut kann, aber zugleich unabhängig von Labels oder Urheberrchtsunternehmen bin. Dazu will ich aber klarstellen, dass ich kein Fan der Kostenlos-Kultur bin, aber ich denke auch nicht, dass das aktuelle Urheber- und Lizenzrecht den Prozessen des Internets entgegenkommt. Ich denke, dass zum Beispiel die Creative Commons-Lizenzen ein guter Weg sind, obwohl damit vieles noch nicht geklärt ist.

Okay, dies war nur eine kurze und abschweifende Erklärung, warum mir zur Zeit die Motivation fehlt, hier jede Woche einen Song vorzustellen zu wollen und dann geht es doch nicht. Aber ich denke, dass ich in den nächsten Wochen wieder mal mit irgendwas anfange.

Wenn jemand eine Idee hat, was die Ohren hier flimmern lässt, dann kann das gerne auch in die Kommentare.

Bis dahin verweise ich auch nochmal gerne auf das Projekt Jugendfotos.de, welches die Creative Commons-Lizenz sehr schön umgesetzt wird: Junge Fotografen können ihre Bilder hochladen und nicht-kommerzielle Projekte, wie zum Beispiel Schülerzeitungen oder Blogs können die sehr guten Bilder herunterladen und unter einer CC-Bedingungen verwenden. Mit Jugendmedien.de versuchen wir (ein ehrenamtliches Team aus dem Umkreis der Jugendpresse Deutschland) die Idee von Jugendfotos auch auf andere Medien (Texte, Videos, Audio etc.) auszuweiten.

Jetzt bin ich schon wieder abgeschweift (abgeschwoffen?) und dabei wollte ich nur kurz eine Erklärung loswerden. Hm…

Schöne Grüße und vielen Dank fürs Lesen, andi

Read Full Post »

Ich habe keine Ahnung mehr wie alt ich war, als ich Schulfreunden meine erste Mail-Adresse (irgendeine von bigfoot.com) gezeigt habe. Die Verwunderung war damals groß, weil niemand so genau wusste, was das denn sein sollte. Vor ein paar Wochen saß ich Jugendlichen um die 18 Jahre zusammen, die Youtube und Facebook noch selbstverständlicher nutzten als ich und eigentlich ihre ganze Kommunikation nur noch über Skype etc.pp abfackeln. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen etwa zehn Jahre und es ist kaum zu glauben, was sich in der Zeit so alles getan hat.

Gerade sitze ich an meiner Diplomarbeit und versuche mich mit dem Thema zu beschäftigen, was in der Zukunft in der Internetkommunikation noch alles möglich sein kann. Okay, IT-Wissenschaftler (nicht zu verwechseln mit IT-Girls) würden sagen, dass so gut wie alles möglich ist. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass es sich auch in der Gesellschaft durchsetzen wird. Das mp3-Format zum Beispiel wurde von dem Frauenhofer-Institut schon lange vor dem ersten iPod entwickelt, aber es brauchte erst diesen kleinen weißen und damals noch sehr klobigen Kumpel um dieses Format auch gegenüber Minidisc etc. durchzusetzen. Es ist auch einigermaßen schwer zu erkennen, was sich wirklich gesellschaftlich durchsetzen wird, was unter anderem der Streit zwischen Betamax und VHS gezeigt hat. Heute muss auch niemanden mehr erklären, was eine Mail-Adresse ist. Zu diesem ganzen Themenkomplex schrieb Kathrin Passing auch eine sehr tolle Kolumne.

Vor drei Jahren habe ich mich zusammen mit Ory mit der Frage beschäftigt, wie das Web 2.0 und besonders auch Google die Arbeit von Redakteuren verändern könnte. Den Text findet man auch in der dritten Auflage des „Fuß Fassen“-Buches was die Jugendpresse Deutschland herausgibt. Am Anfang dieser Woche wurde ich wieder an eine Textstelle erinnert und zwar:

Ein weiterer Trend wird die Auswertung von Daten werden. Dabei sind nicht nur die für Werbezwecke interessanten Personalinformationen wichtig, wie dies Amazon schon seit Jahren pflegt (beispielsweise mit dem Zusatz „dies könnte Ihnen gefallen“), sondern auch die Zusammenführung von Informationen und Daten. Seit Jahren verfolgen Entwickler den Traum eines semantischen Internets. Also einer Art Internet, das den Menschen versteht und somit in einer Suchanfrage nicht mehr nur nach den Suchwörtern, sondern auch nach dem Kontext geht. Sollte ein User dann fragen „Wann fährt der nächste Zug nach Köln?“ würde der Rechner nur noch ein Ergebnis ausgeben, welches er gemäß des Standortes des Nutzers und der Fahrpläne der Bahn im Internet ermittelt hat. Dank dieser Entwicklungen im Internet und neuen Technologien könnten zum Beispiel Handys in der Zukunft durch die einfache Frage „Wo ist der nächste Bankautomat?“ einem schnurstracks zum nächsten Automaten geleiten.

Diesen Text schrieben wir im Frühjahr 2007 und daran erinnert wurde ich durch das Google Nexus One:

Jetzt ist die Frage, was die weiteren Entwicklungen sein werden? Denn diese möchte ich in meiner Diplomarbeit mitverarbeiten. Ich bin also für Anregungen und Ideen offen. 😉

P.S. Auf Neue Nachrichten gibt es schon einen Artikel zu der Web-Werbung und Spracherkennung von Google Nexus One.

P.P.S. Auch der Presseschauer Daniel stellt eine weitere Entwicklung von Google vor: eine Navigationssoftware.

Read Full Post »

Manchmal sieht man den Artikel vor lauter Zeitungen nicht mehr. Ich hätte ja schon lange mal den Artikel, den ich in der politikorange zum Linken-Parteitag geschrieben habe, auch hier veröffentlichen können. Die komplette Ausgabe der politikorange gibt es hier als pdf.

Hier nun der Artikel.

Kein Pop bei den Linken

Hier spielt die MusikWas hören linke Delegierte wenn sie nicht gerade über Wahlprogramme abstimmen oder anderthalb Stunden Gregor Gysi zuhören? Andreas Weiland begab sich auf die Suche.

Auf den ersten Blick ein leichtes Thema: was hören die LINKEN in ihrer Freizeit? Fernab der großen Politik wollte ich die Delegierten nach ihren popkulturellen Musikgeschmack befragen. Welche Lieder hören Linke?  Bei meiner Planung schlichen sich Denkfehler ein. Der erste Denkfehler bestand darin, dass man keine Freizeit vom Linksein hat. Man kann die linke Ideologie am Feierabend hin nicht in den Schrank hängen oder in einem Ordner abheften. Daraus folgte dann der zweite Denkfehler: denn während zumeist Freizeitsoundtracks aus unpolitischer Popmusik bestehen, brauchen linke Ohren anscheinend eine politische Beschallung.

Felix Pithan aus Bremen sagt von sich dass er keinen ausgeprägten Musikgeschmack besitzt. Wenn er jedoch Musik hört, dann ist es chilenische Folkloremusik. Diese lernte er während seines Sozialen Jahres in Südamerika kennen. Aber auch hier betont er: „die linke Folklore“. Eine Hochzeit erlebte diese Musikrichtung in der Zeit nach dem linken chilenische Staatspräsidenten Salvador Allende, der 1973 von Augusto Pinochet gestürzt wurde.

Unser, an die Popkultur gewohntes Ohr, findet diese Art von Musik am ehesten bei der Gruppe Calexico wieder. Diese vertonten im letzten Sommer radiotauglich das Schicksal von „Victor Jara’s Hands“ um damit auf die aktuelle Situation in Guantanamo Bay und Abu Ghraib aufmerksam zu machen. Dem chilenischen Gitarristen Victor Jara wurden bei Pinochets Putsch im Gefängnis die Hände gebrochen und als er das letzte Mal „Venceremos – Wir werden siegen“ singen wollte, wurde er von den Soldaten erschlagen. Die Musik des Virtuosen war dem Diktator eine zu gefährliche Waffe.

Dass Musik eine mächtige Kraft besitzt, dessen sind sich auch die Programmplaner der Parteitages bewusst. Eine Mischung aus lockeren Einstieg und weichgespülten Widerstand, dafür wurde IG Blech auf die Bühne bestellt. Ein Mix aus jiddischen, peruanischen und südländischen Genres, so hört sich dann der linke Pop an. Zum Schluss endete man wohlwollend in dem allseits bekannten „Commandante Che Guevara“, dem Symbol der Revolution nicht nur für politisch Interessierte.

Ganz so verkopft ist der Musikgeschmack der Delegierten dann doch nicht und neben Weltmusik reicht die Bandbreite von Klassik bis revolutionärer Punk-Alternativ-Rockmusik. Ralf Engelke von der Bundesarbeitsgemeinschaft Grundeinkommen würde sich als Unterhaltungsmusik auf dem Parteitag auch lieber den Ohrboten und vielleicht Seeed lauschen.

Aber politisch sollte es schon sein. So hört die 22-Jährige Delegierte Asja Huberty am liebsten italienische Protestmusik a la Modena City Ramblers die vor ein paar Jahren für italienische Kommunisten das Partisanenlied „Bella Ciao“ neu interpretierten. Und fragt man Asja Huberty, welches Lied sie am liebsten auf dem Parteitag singen möchte, dann antwortet das Mädchen mit den roten Haaren: „Die ‚Internationale’. Und zwar alle drei Strophen noch vor der ersten Rede!“

Read Full Post »

Am Freitag fuhr ich in einem Ford Ka

In der Hoffnung dass mich keiner sah.

Leider stand im Stau ein Bekannter neben mir

Er schrie: „Ah du auch hier“

Ich fragte ihn, was denn los sei

Die Strecke sei doch sonst frei

Er meinte, dass ein Demonstrant die Straße blockierte

Der Irre sei ein Fischer oder ein Hirte

Ich: „Geht es hier denn um Agrarsubventionen?“

Er: „Nein, nein das würde sich für den nicht lohnen.“

Ein Heiliger soll der Stauverursacher sein

Mit Nägeln zwischen Hand und Bein.

Ich verstand, es fiel mir wie Schuppen von den Augen

Ich wollte es einfach nicht glauben:

Für diesen Stau leistete ein Jesus seinen Beitrag

Ach Mist, es ist Ford Karfreitag.

*

*

*

.ohrenflimmern grüßt Jesus und den Papst, weil die heute mal wieder viel zu tun haben!

Read Full Post »

Heute möchte ich mal mit einen Irrtum in der PopulärGrundschulmusik aufräumen.

Die Kidnapping-Gans

Der Fuchs hat die Gans nicht gestohlen!
Die Gans ist ganz unverholen
selbst mitgegangen
und wurde nicht gefangen!
Die wollte nur ihre Versicherung betrügen,
denn zu Hause warteten 10 Küken.
„Wie soll ich die denn alle füttern?“
fragte sie bei den Gansberatungsmüttern.
„Sie müssen sich entführen lassen!
Der Fuchs füllt mit Entführungen seine eigenen Kassen“
meinte die alte Gans, die gerne alle siezt
„aber passen sie auf: fürs Alibi brauchen sie eine Notiz!“
Die Kidnapping-Gans beauftragte den Liedermacher der Stadt.
Der dann mit „Fuchs du hast die Gans gestohlen“ seinen ersten Hit geschrieben hat.

Read Full Post »

Im Zug ist mir heute ein kleiner Sechszeiler zu ZweiTausendNeun eingefallen. Huch, bald sind ja auch schon die NullerJahre um. Die erste Epoche seit medialer Definitionsakkrobatik, wo man sich auf keine einheitliche Schreibweise für ein Jahrzehnt einigen konnte. Wird die Menschheit alt?

ZweiTausendNeun

Nun ist es 2009.
Und wer wird sich darüber freun?
An Tagen kommen nun 365.
Hoffentlich wird es nicht zu hetzig!
Ist hetzig überhaupt ein Wort?
Egal, denn für 2010 ist dieses Jahr nur ein Vorort.

Read Full Post »

Mal wieder ein neuer Erguss, eine neue Geschichte von Rio. Wen es nicht gefällt, kann ja gehen oder bleiben oder machen was er will. Ist ja nen freies Land.

*

Rio warf das Buch mit einem unterdrückten Schrei in die Ecke. „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. „Scheiße das“, denkt sich Rio und weiter „was bringt es wenn man die Liebe nur mit dem Zug oder Flugzeug erreicht?“. Eigentlich weiß Rio, dass es um etwas anderes, viel Fundamentaleres in dem Buch geht. Prag und Kalter Krieg und so, aber das interessiert ihn nicht. Sein Kopf hat dicht gemacht, selektiert alles nur noch für das Herz. Eben diesen Teil seines Körpers, den er jetzt gerne anstatt dem Buch an die Wand geworfen hätte.

Er steht von der Couch auf und geht zu einem Stapel von Bildern, die halb auf dem Tisch und halb auf dem Boden liegen. Seine letzten Arbeiten. Sie sind ihn gelungen, meinen die anderen. Rio möchte sie gerne zerreißen, wenn sie nicht mit einem Auftrag und somit mit einer Verantwortung verbunden wären. Es sind Fotos von Osteuropäischen Städten, genauer von Menschen in den Städten. Rio überlegt, ob er deswegen gerade Kundera ließt oder ob es ein Zufall war oder ein Schlag der der geistigen Umnachtung. Fast entschuldigend denkt er weiter, dass die geistige Umnachtung nicht auf das sehr gute Buch bezogen ist, sondern auf seine eigene Leichtsinnigkeit, dass er etwas liest, wovon er weiß, dass es ihm nicht gut tut. Ein Bild in seiner Hand lässt ihn auf einmal sitzen. Fast taumelnd liegt er wieder auf der Couch. Seine Hand schüttet unbewusst Whiskey in sein leeres Glas, vieles geht daneben, aber noch nicht mal das stört ihn, denn das Motiv fesselt ihn. Nicht aus Eitelkeit, sondern aus der Überraschung, dass er vergessen konnte so etwas zu fotografieren: Ein Pärchen sitzt in einem heruntergekommen Zug, im Hintergrund ein Fenster vor dem sich wenige Sonnenstrahlen in Regentropfen brechen, wie kleine Scheinwerfer, die jeden Fehler und jede kaputte Stelle der Scheibe beleuchten wollen. Und im Vordergrund, vor dem Paar, welches sich halb schlummernd gegenseitig in den Armen hält, unscharf, ein alter Mann, der auf die Wunden seiner Hände starrt. Für den Mann würde man nicht mal stehen bleiben, wenn er einem Geld geben würde, halb aus Unscheinbarkeit, halb aus Heruntergekommenheit.

Rio erinnert sich an den Mann, der sich selbst, Leo nannte, obwohl Rio das nicht glauben konnte, fast dachte, dass er seinen Namen nicht mehr weiß oder er sich für ihn schämt – stellvertretend für sein Leben.

„Sie war mein Ein und Alles!“ wiederholte der Mann, als er mitbekommen hatte, dass Rio sich erst jetzt nachdem er die Kopfhörer abgenommen hatte, für ihn interessierte. Eigentlich geht Rio ungern auf solche Gespräche ein, sie nerven ihn, lassen ihn an alte betrunkenen Verlierer in einer Eckkneipe denken, aber in dem Moment, von dem Motiv hingerissen, fragte Rio: „Wer?“. „Zara, meine Frau. 30 Jahre lang. Sie hatte mich gezähmt, der Wolf aus mir war vertrieben, wenn ich in ihre wunderbaren Augen schaute, sie mir eine scheuerte, als ich wieder fast das ganze Geld versoffen habe oder wenn wir nur zusammen eingeschlafen sind. Ohne das wir gefickt haben.“ Rio überraschte noch nicht mal der letzte Satz, sondern allgemein, wie seine toten Augen, einen Glanz bekamen, als er von ihr erzählte. Komisch nur, dass er „ficken“ sagt, wenn man einen liebt. Aber wie sich aus seiner später erzählten Biografie ergab, arbeite Leo 15 Jahre in einem Bergbau zusammen mit deutschen Arbeitern und dass die Sprache, die man Unter Tage lernt, keiner deutschen Lyrik a la Goethe entspricht, sollte wohl auch einem Stadttypen der Nullziger klar sein. „Und was ist passiert?“ fragte ein jetzt doch sehr interessierter Fotograf. „Sie hatte einen Liebhaber, in der Zeit in der ich im Bau für unser Geld geschuftet habe. Ich wusste es, verfluchte es, aber wollte nichts sagen, aus Angst sie zu verlieren. Ich betete, dass mir wer hilft, den Typen verschwinden zu lassen oder irgendwas.“ In Rio blitzen Gedanken, seiner letzten Beziehung auf, die auch durch einen Betrug ihr Ende fand, aber nie hätte er es schweigend hingenommen. Liebe? „Hatte Zara sie dann ganz verlassen?“ „Nein, sie blieb bei mir, warum auch immer, aber irgendwann…“ Leo stockt und schaute auf seine Hände „…ich war in der Kneipe und in unserem Dorf war auf einmal eine Lautstärke da. Sirenen, Geschrei und Rumrennende Leute. Ich verließ die Bar und folgte den Leuten. Der Weg war mir so bekannt und auf einmal stand ich vor meinem Haus. Es brannte.“ Rio hatte den Wunden an Leos Händen und vielen Erfahrungen kitschiger Filme zufolge, fast so etwas vermutet. „Ich rannte in das Scheißbrennende Haus und suchte meine Frau. Ich fand sie im Schlafzimmer, sie brannte und ich versuchte sie heraus zutragen und…“ er schaute wieder auf seine Hände „…ich weiß nicht ob es die Gase waren oder sonst was, aber es hörte sich an wie Scuza“, er wechselte ins rumänische, aber Rio verstand es: Entschuldigung!

Leo wusste nicht wofür und Rio dachte sich seinen Teil, weil er keine Analysen über trauernde Menschen aufstellen wollte. Rio dachte, dass sie sich selbst in Brand gesteckt hat, weil sie nicht mehr mit der ScheißBeziehung entweder zu Leo oder den anderen oder wegen beiden zurechtkam. „Ich habe ihr verziehen, aber nicht mehr Gott oder wen auch immer, dass er meine Frau nahm und den Arsch am Leben ließ!“ Rio schwieg, denn er verstand den Hass auf den Mann, aber nicht die Liebe zu seiner Frau. „Ja nun mach schon dein Scheißbild.“ Rio war überrascht und der Mann deutete auf seine Kamera. Sogar ein bisschen glücklich war Rio als er aufstehen konnte und den Raum verließ, aber noch das Bild, was er jetzt in den Händen hält schoss. Das Paar hat in der ganzen Zeit kaum etwas mitbekommen oder wollte es nicht mitbekommen, weil sie keine Geschichten einer unperfekten Liebe in ihrer Welt haben wollten. Lieber „Pretty Woman“ schauen oder noch besser „Ghost“. Rio verabschiedete sich von dem Mann, jetzt auch selbst sichtlich gebeutelt: „Es tut mir leid, dass sie das mitmachen mussten!“. Sie drückten ihre Hände fest zusammen und Leo ließ noch nicht los: „Das Schlimme war noch nicht mal die Erfahrung, sondern mein Herz, was zu einem schwarzen Loch wurde, was ich nicht mehr füllen konnte!“ Leo sackte in sch zusammen und Rio flüchtete, weil er gerade dachte in einen Spiegel der Zukunft geschaut zu haben. Er schaute auf seine Hände, die aber in Ordnung waren.

„Noch!“ riss sich Rio selbst aus den Erinnerungen. Sein schwarzes Loch versucht er mit dem Whiskey zu füllen. Es macht die Situation der Sehnsucht nicht besser, die Sehnsucht nach jemanden, nach etwas, nach IHR, aber das Loch in seinem Herzen verschlang ihn langsamer. Er legte sich auf die Couch und schlief ein.

Im Hintergrund singt Will Scheff: „Some nights I thirst for real blood, for real knives, for real cries. And then the flash of steel from real guns in real life really fills my mind. Then I really miss what really did exist when I held your throat so tight. And I miss the bus as it swerved from us and almost came crashing to its side.

Read Full Post »

Dies ist der erste von ich glaube mal zwei oder drei Teilen, einer Geschichte, dessen Inspiration ich auf der Reise von Cluj nach Bukarest zu einem MUSE-Konzert gefunden habe. Viel Spaß, andi

Es musste so kommen, die leuchtenden Blitze aus der Ferne ziehen nicht ab, sie kommen näher. Immer näher. Der Bahnhof wird keinen Schutz bieten, dafür ist das Dach nur ein Alibi der Baufirma gewesen, um das Geld zu bekommen. Aber Regenschutz ist das nicht. Die Beleuchtung um zehn Uhr abends ist auch in ein gespenstisches Licht getaucht. Die Peitsche des Regens schlägt schnell zu, genau fünf Minuten bevor der Zug kommt, hat er den Bahnhof und die Passagiere in seinem nassen Griff. Schutz bietet nur der Freund, der ein bisschen größer ist. Aber der Egoismus soll nicht siegen. Egal. Wir werden alle nass.

Die Freude auf das erste Bier im Zug von Cluj-Napoca nach Bukarest wird größer.

Ein Land kann sich ändern, kann ein anderes sein. Ein Zug kann sich ändern, kann ein anderer sein. Ein Nachtfahrt kann sich nie ändern, wird immer nur eines sein: dunkel. Nur Bahnhöfe unterbrechen dunkle Felder und Häuser, aber bringen auch keine Spannung in die Fahrt, weil Lichter auf einer Sparflamme leuchten, wie in einem schlechten Gangsterfilm der 70iger Jahre. Hier sind die Katzen nicht grau, sondern komisch orange. Acht Leute in einem Abteil sind auch keine Einladung zu einem bequemen Schlafen, schon gar nicht wenn zur rechten Seite ein Riese den Platz wegnimmt und auf der anderen Seite ein Frau schon aus Gentlemangründen nicht berührt werden sollte. Keinen schlechten Eindruck hinterlassen. Schon wird klar, dass das eine als „Gute-Nacht-Bier“ deklarierte zwar nicht reichen wird, aber auch nicht mehr da ist. Rausgehen auf dem Gang, auf dem die Fenster den Regen nicht standhielten und meine Schuhe durch Pfützen waten. In so einem Zug war ich das letzte mal vor 10 Jahren mit meinen Großeltern, blitz es in meinen Gedanken auf. Nur die Toiletten sind noch älter, noch direkt auf die Schienen, keine Sicherung oder doppelter Boden. Eine nette Form der Ehrlichkeit, die Anwohner der Gleise nicht freuen sollte, wenn man um drei Uhr in der Nacht von einem Pissgeruch geweckt wird. Die Sicht ausm Fenster lässt nicht viel erkennen, nur ab und zu ein Licht, auch das Spannern in die anderen Abteile kann man sich sparen. Menschen sehen komisch aus, wenn sie schlafen und ihr Gesicht nicht mehr unter Kontrolle haben. Mit diesen Gedanken zurück auf meinen Platz. Es tut mir leid, dass welche wegen mir aufwachen, als ich das Abteil betrete, aber verdammt, ich würde gerne auch aufwachen, nur dazu muss man einschlafen. Der nächste Bahnhof wird angefahren, noch kleiner ist der. Aber ein Zug gegenüber macht mich neidisch. Da sitzen Leute allein in einem Abteil und wissen nicht wohin mit dem Platz. Toll. Egal. Jetzt wird geschlafen. Dem Willen folgt keine Tat und so bleibt es immer wieder beim Sekunden- bis Zehn-Minutenschlaf bis nach acht Stunden Bukarest erreicht wird.

Es ist irgendwas um halb Sieben morgens. Eine Scheiss.kalt.klamme.Nacht muss Bukarest überstanden haben, denn die Nachwehen sind in meinen Knochen. Unangenehm. Kaffee! Wo? Der Bahnhof ist super hässlich, was dadurch bestätigt wird, dass nur ein McDonalds und ein andere Laden gut aussehen. Die Menschen sind hier komplett übermüdet und fertig mit sich oder auch mit der Welt. Nur das helle Licht und die Plürre namens Kaffee bringt ein bisschen Ruhe in meinen unterkühlten, aber übermüdeten Kopf.

Der Tag wird lang.

 

Ende I. Teil

Read Full Post »

Older Posts »